Verblasste Spuren

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Ergreifende Matinee beleuchtet jüdische "Schicksalstage"

Matinee2NRAm vergangenen Sonntag, dem 80. Jahrestag der so genannten Polenaktion, trafen sich um 11 Uhr rund 60 Menschen zu einer Matinee im Paul-Gustavus-Haus, dessen Café damit bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Gäste waren einer Einladung verschiedener Kooperationspartner gefolgt, die für den Zeitraum vom 28. Oktober bis zum 9. November 2018 „Gedenkwochen“ vorbereitet haben, die an antisemitische Aktionen des Jahres 1938 erinnern.

Schauspieler Johannes Emmerich eröffnete die Matinee mit einem Auszug aus den Aufzeichnungen Abraham Goldbergs, der selbst von der „Polenaktion“ betroffen war. Danach erklang „Lied ohne Worte“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, das in hervorragender Qualität von Milena Ivanova (Cello) und Olav Kröger (Piano) vorgetragen wurde. Der Moderator der Veranstaltung, Bernhard Stengele, trug die „Todesfuge“ von Paul Celan in drei Teilen vor und holte Autor Christian Repkewitz und Maler Anthony Lowe auf die Bühne. Zu dritt sprachen sie über die Arbeit an der Erinnerungsschrift „Schicksalstage“, die die „Juni-Aktion“, die „Polenaktion“ und die Pogromnacht im Altenburger Land beleuchtet und für die Anthony Lowe neben einer englischen Übersetzung auch Illustrationen beitrug.

Matinee1NRZwischen den kurzen Talkrunden rezitierten die Schauspieler Nolundi Tschudi und Johannes Emmerich sowie Schauspieldirektor Manuel Kressin Augenzeugenberichte zur Zeit vor und den Vorgängen der „Polenaktion“, einer Massenausweisung von Juden über die deutsch-polnische Grenze, die im Altenburger Land insgesamt 54 Menschen betraf, und beleuchteten die Verbindung zwischen der „Polenaktion“ und des nur zwölf Tage später erfolgenden Novemperpogroms. Milena Ivanova und Olav Kröger rundeten das Programm mit ihrer gelungenen Darbietung der Stücke „Prayer“ (Ernest Bloch) und „Kol Nidrei“ (Max Bruch) ab. In Erinnerung an die 54 Menschen aus Altenburg und Meuselwitz, die auf der Ausweisungsliste der „Polenaktion“ standen, wurden Lichter-Tüten mit Informationen erleuchtet.

Die etwa anderthalbstündige Matinee konzentrierte sich auf die Vorgänge der „Polenaktion“. Die Erinnerung an die Pogromnacht wird am 9. November 2018 in den Fokus rücken, wenn die Kooperationspartner zu einem öffentlichen Gedenken aufrufen. Die Veranstaltung wird um 15 Uhr auf dem Markt starten, ein Gedenkweg mit vier Stationen, an denen Schauspieler Texte vortragen werden, wird in die Pauritzer Straße führen, wo die offizielle Gedenkstunde stattfindet. Musikalisch wird die Veranstaltung von Tenor János Ocsovai und dem Posaunenchor Altenburg begleitet. Zur Gedenkveranstaltung werden u.a. auch Gäste aus den USA erwartet.

Zusatzinformationen
Die zweisprachige Erinnerungsschrift „Schicksalstage“ wird für den Preis von 11,90 Euro ist über die Internetpräsenz des Autors und über den Buchhandel (ISBN 978-3-00-061146-9) erhältlich.