Verblasste Spuren

Obermayer German Jewish History Award 2015 

Auseinandersetzung mit der Vergangenheit – eine Ehrung

Seit dem Jahr 2000 werden die German Jewish History Awards der Obermayer Foundation in Berlin verliehen. In diesem Jahr zum 15. Mal gehen die Auszeichnungen an Deutsche, die ehrenamtlich und in ihrer Freizeit die Geschichte der Juden in Deutschland erforschen und bewahren oder rekonstruieren. Die Preisträger leisten damit einen ganz besonderen Beitrag, das deutsch-jüdische Zusammenleben in der Vergangenheit zu ehren und für die Zukunft anzuregen.

Die Preisträger kommen jedes Jahr aus verschiedenen Bundesländern:
- Frau Pascale Eberhard ist Universitätsprofessorin und wohnt in Wawern im Bundesland Rheinland-Pfalz. Frau Eberhard wird geehrt für wichtige Beiträge zur multinationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Geschichtswissenschaft, der Aufarbeitung von Schicksalen jüdischer Gemeinden im Raum Trier/Saar/Luxemburg und Lothringen und u.a. für die Gründung des Vereins „Gedenken und Zukunft“.
- Künstlerin in Attenweiler in Baden-Württemberg ist Frau Marlis Glaser. Kern ihrer ehrenamtlichen Arbeit ist das Abraham-Projekt 2005 – 2013 mit Interviews und Porträtbildern über deutsch-jüdische Auswanderer, die u.a. in Israel und in den USA leben. Mit ihren Bildern, Zeichnungen und Gemälden will sie eine Brücke bauen zwischen den Kindern und Enkeln der Opfer und der Täter.
- In Niedersachsen wohnt und arbeitet der inzwischen pensionierte Lehrer Detlev Herbst. Durch die Erforschung der Geschichte des jüdischen Lebens in seinem Heimatort Uslar und Umgebung hält er die lokale jüdische Geschichte lebendig. Er bindet Jugendliche und Studenten in Recherchen und Erforschung mit ein und unterhält ein großes Netzwerk zu den Nachkommen deutsch-jüdischer Familien überall in der Welt.
- Jörg Kaps ist Sozialarbeiter in Arnstadt im Bundesland Thüringen. Sein Schwerpunkt ist die Aufklärungs- und Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit denen er den jüdischen Friedhof der Stadt pflegt, Zeitzeugenprojekte organisiert und Gedenkstättenfahrten durchführt. Auch er hat über die Jahre hin ein länderübergreifendes Netzwerk zwischen Überlebenden und Nachkommen aufgebaut.
- Die Wiederbelebung und Erinnerung an die jüdische Geschichte der Stadt Altenburg von 1868 bis 1945 ist der Schwerpunkt des Preisträgers Christian Repkewitz aus Altenburg in Thüringen. In seiner noch relativ jungen Tätigkeit hat er u.a. das Schulprojekt „Anne Frank war nicht allein“ initiiert oder die Entwicklung eines Onlinestadtplans des jüdischen Altenburg auf den Weg gebracht.

Erstmals im letzten Jahr wurde Charlotte Knobloch mit dem ‚Distinguished Service Award‘ ausgezeichnet, mit dem seit 2014 Menschen gewürdigt werden, die einen besonders herausragenden Beitrag zur Bewahrung der deutsch-jüdischen Geschichte geleistet haben. In diesem Jahr gehen Special Awards an Wolfgang Haney aus Berlin und Renata Stih sowie Frieder Schnock, ebenfalls aus Berlin. Der 91-jährige Haney, der ein halbes Dutzend Bücher verfasst hat, besitzt eine der umfassendsten Privatsammlungen von Material aus der NS-Zeit: von Postkarten aus Konzentrationslagern über antisemitische Karikaturen bis hin zu Abzeichen und Briefmarken. Für seinen Unterstützer Guy Stern ist Haneys Arbeit „absolut notwendig in dem Bemühen um die konkrete Erinnerung an und die Zeugnisse von Verbrechen nie dagewesenen Ausmaßes.“ Wolfgang Haney hat bereits im Jahr 2006 den Verdienstorden des Landes Berlin erhalten.

Über die beiden Konzeptkünstler Renata Stih und Frieder Schnock weiß das Booklet der Obermayer Foundation Folgendes zu berichten: „Durch die ‚Orte des Erinnerns‘ erlangten Stih, Professorin an der Beuth Hochschule für Technik, und Schnock, Kunsthistoriker, Dozent, Kurator, Kritiker und Kunstwissenschaftler sowie Leiter der Bildungsabteilung des Berufsverbands Bildender Künstler Berlin, weltweite Anerkennung.“ Ganz aktuell installieren die beiden in diesem Januar in der antiken Stadt Ostia nahe Rom ein neues Kunstprojekt zum Gedenken an das jüdische Vermächtnis.

Nach der Begrüßungsansprache des Parlamentspräsidenten Ralf Wieland wird Dr. Arthur Obermayer eine Videobotschaft zu den Gästen sprechen. Es folgt das Jurymitglied der Obermayer-Foundation, Boston, Frau Karen Franklin. Frau Franklin ist Ausstellungsplanerin für das Museum of Jewish Heritage und Co–Vorstandsvorsitzende von JewishGen. Sie wird die Hauptrede für die Obermayer-Foundation halten. Nachdem die Preisträger ihre Projekte im Einzelnen präsentiert haben, werden die Auszeichnungen vom Parlamentspräsidenten und Mrs. Franklin übergeben und im Anschluss auch die Distinguished Service Awards verliehen. Umrahmt wird die Veranstaltung von jüdischen Liedern, die eine junge, erst 10-jährige Künstlerin - Natalija Joffe - singen wird, begleitet von Irina Babeva, der Leiterin der Gesangsschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am Flügel.

Quelle: Abgeordnetenhaus von Berlin, Pressereferat

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